Nova Scotia

Das Juwel für uns Radler (und natürlich auch andere Besucher) im Osten Kanadas ist ganz klar Cape Breton und der Cabot Trail. Daneben gibt es aber in Nova Scotia noch eine ganze Menge mehr zu entdecken (und zu beradeln).

Mit dem Zug von Toronto nach Halifax (1700 km)
Aber erst einmal muss man sich selbst und die Ausrüstung an die Ostküste schaffen. Es sind zwar „nur“ 28 Stunden, die man braucht, um von Toronto bis nach Halifax im Zug zu reisen, ein Erlebnis ganz eigener Art bleibt es trotzdem. Zuerst geht es von Toronto nach Montreal und dort steigt man um in den The Ocean, der einen ähnlichen Komfort bietet wie The Canadian.


Cabot Trail auf Cape Breton (350 km, 3800 Höhenmeter)
Cape Breton ist eine Insel am der nordöstlichen Spitze Nova Scotias. Der Kanal zwischen der Insel und dem Festland ist sehr schmal, und daher wurde 1955 ein Damm (Causeway) gebaut, der „Kanada an Cape Breton“ angeschlossen hat.

Rund um die Insel führt der Cabot Trail, der als eine der Traumstraßen der Welt gilt und sich perfekt für eine Fahrradtour eignet. Wenig Verkehr, fantastische Ausblicke, günstige Hotels, was will der Radler mehr?

Als Ausgangspunkt für die Tour bietet sich Baddeck an.


In Baddeck hat Alexander Graham Bell seinen Lebensabend verbracht. Das Museum über sein Leben ist sehenswert. Man lernt, dass Bell noch viele weitere Erfindungen gemacht und an einem Tragflügelboot gearbeitet hat.

Von Baddeck geht es erst einmal quer durch die Insel zur Ostküste.

Am Margaree River und der Ostküste entlang bis nach Chéticamp. Das Meer ist hier übrigens warm genug für eine kleine Abkühlung zwischendurch.

Dass Chéticamp eine akadische Stadt ist, wird nur allzu deutlich. Überall sieht man die akadische Flagge, und selbst Gebäude sind mit den Nationalfarben bemalt (französische Trikolore mit goldenem Stern). Übernachtungsmöglichkeiten gibt es viele. Schön sind die Hotels mit den kleinen Hütten. Sie bieten viel Platz und manchmal ist sogar ein Grill mit inbegriffen.

Die Akadier sind Nachfahren französischer Auswanderer, die im 17. Jahrhundert den Osten Kanadas besiedelt haben. Dieses Gebiet gehörte damals zu Frankreich und hieß Akadien. Nachdem die Engländer im 18. Jahrhundert Kanada erobert hatten, wurden viele der französischen Siedler deportiert und Angehörige anderer Völker (unter anderem auch aus Deutschland) angelockt. Einige der Akadier gingen in den Süden nach Louisiania und sind heute als Cajuns bekannt. In Kanada haben sich sogar nach fast 300 Jahren die Gruppen nicht vermischt, und die akadischen Gemeinden pflegen weiterhin ihre eigene Kultur und Gebräuche.

Whale Watching wird in so ziemlich jedem größerem Hafen angeboten. Von Chéticamp fährt man mit einem Zodiac etwa 15 Minuten hinaus, um eine Horde Pilotwale (eigentlich Langflossen-Grindwale) zu treffen.

Nach Chéticamp fängt der (Fahrrad) Spaß so langsam an. Zuerst geht es am Ufer entlang, und man erreicht bald den Eingang des Nationalparks. Die Strecke wird steiler, und die Ausblicke sind atemberaubend. Schließlich…

…windet sich die Straße durch das Tal der Grande Anse hinauf auf die Highlands. Oben angekommen sollte man sich die Zeit nehmen und auf den knapp 10 km langen Skyline Trail gehen. Die Ausblicke lohnen die Anstrengung allemal.

Dass man auf dem Trail ein Moose (amerikanischer Elch) zu Gesicht bekommt, ist schon fast garantiert. Und mit etwas Glück trifft man sogar auf einen Bären.

Der Highlands Nationalpark ist weitestgehend unberührt und hat einiges zu bieten. An der Nordostküste gibt Strände und waldbedeckte Berge, die sich in das Meer hineinschieben. Wenn nur das Wetter etwas besser wäre, könnte Cape Breton glatt Hawaii Konkurrenz machen.

Alle paar Kilometer gibt es fantastische Ausblicke. Der kleine Fischereihafen White Point liegt etwas abseits des Trails, ist aber den Abstecher wert.

Der Black Brook Beach bietet herrlichen Sandstrand, warmes Wasser, hohe Wellen und wird eingerahmt von dramatischen Felsen und zwei Flüssen, die braunes Süßwasser aus den Bergen in die Bucht leiten.

Auf der Ingonish Halbinsel liegt die Keltic Lodge und ein Golfplatz, der als einer der schönsten Kanadas gilt. Man kann hier quasi mittem im Meer Golf spielen.

Schottische Einwanderer haben von 200 Jahren auch ihre Sprache mitgebracht. War sie im 19. Jahrhundert noch stark verbreitet, sprechen heute kaum noch 1000 Menschen das so genannte Kanadisch-Gälisch. Die gälischen Gemeinden auf Cape Breton haben zwei Namen. Einen, den man aussprechen kann, und einen bei dem das nicht so einfach ist.

Halifax
Halifax ist eine kleine (370.000 Einwohner) und sympathische Stadt. Alles ist hier viel geruhsamer als in Toronto.

Leider hat es aber genau an dem Wochenende, welches ich zwischen Cape Breton und der nächsten Etappe in Halifax verbracht habe, in Strömen geregnet. Daher ist meine Fotoausbeute eher bescheiden ausgefallen.

Der zentrale Punkt ist die Zitadelle, die auf einem Hügel über der Stadt liegt. Von der Altstadt am Hafen ist es zwar nicht weit, aber ordentlich steil. Der Ausblick macht die Anstrengung aber wieder wett. Jeden Mittag um 12:00 wird auf der Zitadelle eine Kanone abgeschossen, die in der ganzen Stadt deutlich zu hören ist, und ganz schön erschreckend sein kann. Der Besuch der Zitadelle ist allerdings eher etwas für Interessenten der Kriegsgeschichte.

Das Maritime Museum of the Atlantic ist vor allem wegen der Ausstellung interessant, die sich mit mit der Explosion von 1917 befasst. 1700 Menschen kamen ums Leben, als bei einer Schiffskollision im Hafen ein Munitionsfrachter explodierte.

Der große Point Pleasant Park am südlichen Ende der Halifax Halbinsel ist ideal zum Wandern, Joggen, Radfahren usw.

Die Fähre von Halifax nach Dartmouth ist eine günstige Gelegenheit, die Stadt von der Seeseite zu betrachten. Achja… und von Halifax nach Göttingen fährt man übrigens mit der Linie 7.

Von Halifax nach Lunenburg und zurück (344 km, 2200 Höhenmeter)
Weiter ging es dann auf der Lighthouse Route entlang der Küste nach Westen.

Peggys Cove ist etwas 50 km südwestlich von Halifax und eine der großen Touristikattraktionen in Nova Scotia. Selbst mit den Besuchermassen am Wochenende bewahrt das kleine Fischerdorf mit dem markanten Leuchtturm noch seinen Charme.

Zwei Denkmäler bei Peggys Cove und Bayswater erinnern an den Absturz des Flugs Swissair 111, bei dem am 2. September 1998 229 Menschen starben.

Zwischen Halifax und Bridgewater gibt es einen Rail Trail parallel zum Highway 103. Der besteht aus verschiedenen Abschnitten und ist leider nur teilweise in gutem Zustand, so dass er nur bedingt für einige Streckenabschnitte zu empfehlen ist.

Bike & Bean ist ein ehemaliger Bahnhof bei Head of St. Margarets Bay. Hier gibt es radlergerechte Verpflegung und Ersatzteile (wenn nötig).

Die drei Kirchen von Mahone Bay

Lunenburg wurde im 18. Jahrhundert von deutschen, schweizerischen und französischen Einwanderern gegründet. Die alte Stadtkern ist so gut erhalten, dass er 1995 von der UNESCO als World Heritage Site anerkannt worden ist.

Wie Savannah in Georgia und Philadelphia in Pennsylvania wurde Lunenburg nach dem damals üblichen Plan für eine Modell Stadt errichtet: sieben nord-süd kreuzen neun ost-west Straßen. Das funktioniert vielleicht auf einem flachen Gelände, aber da Lunenburg ein Hafen mit dahinterliegendem Hügel ist, sind das Resultat sehr steile Straßen, die teilweise schwierig zu begehen sind.

Die Bluenose war ein kanadischer Schoner, der 1921 in Lunenburg zu Wasser gelassen worden ist. Gebaut wurde sie als Fischer- und Rennboot. 17 Jahre lang blieb sie bei der International Fishermen’s Trophy ungeschlagen. Nachdem Segelschiffe in der Fischerei keine Bedeutung mehr hatten, wurde sie nach Westindien verkauft, wo sie 1946 auf ein Riff lief und sank.

Jeder Kanadier kennt die Blue Nose, denn ihr Konterfei ist auf den kanadischen 10 Cents Münzen (Dime) verewigt.


Eine Replik, die Bluenose II, wurde 1962 gebaut, gehört heute dem Lunenburg Marine Museum und kann besichtigt werden. Die Höhe der Masten ist wirklich beeindruckend und nur schwer zu fotografieren.

Kejimkujik
Der Kejimkujik National Park (oder auch Keji, was einfacher zu schreiben und auszusprechen ist), hat zwei Teile. Der eigentliche Park ist im Landesinneren, aber daneben gibt es auch noch den kleineren Kejimujik National Park Seaside an der nördlichen Küste Nova Scotias. Natürlich sind beide einen Besuch wert.

Rund um Digby
Digby liegt an Nova Scotias nordwestlicher Küste. Vor dort aus kann man schöne Touren in die Umgebung machen. Ende August findet in Digby die große Wharf Rat Rally statt, wo sich mehr als 20,000 Motorradfans treffen. Gut…, nix für uns Fahrradfahrer, darum sollte man seinen Besuch dort möglichst so planen, dass er nicht gerade zu selben Zeit ist.

Westlich von Digby liegen um die St. Mary’s Bay die Inseln Long Island und Brier Island. Auf sie kommt man mit kleinen Fähren, und der Besuch lohnt sich.

Die große Attraktion auf Long Island ist der Balancing Rock, der so aussieht, als würde er jeden Moment umfallen, es aber bereits seit ein paar tausend Jahren nicht gemacht hat. Nicht nur der Felsen selbst, sondern auch der kurze Trail von der Straße zur Küste sind sehenswert, und man kann einige Zeit damit verbringen, einfach nur den Wellen zu zuschauen.

Auf Brier Island und auch bei Digby kann man Seehunde beobachten. Das Haus von Maud Lewis war ebenfalls in der Nähe von Digby, und ist heute eine Gedenkstätte mit einem Nachbau aus Metall.

In Annapolis gibt es den tollen Royal Historic Garden, und man kann das Fort Anne besichtigen.

Zwischen Digby und Saint John verkehrt eine Fähre, mit der man auf sehr angenehme Weise zurück auf das Festland nach nach New Brunswick kommt.